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Baden-Baden sehen …

by MrAlchemize

Ich weiß nicht, wie es passiert ist. Ich weiß auch nicht, warum ich es tat. Fakt ist jedoch, dass ich mich wieder habe breit schlagen lassen. An diesem Abend gastierte mein alter Bekannter, Herr Jaroussky, mit seinen Freunden im Festspielhaus in Baden-Baden. Diesmal nicht mit einer Oper, sondern mit kirchlichen Stücken von Antonio Vivaldi und Giovanni Battista Pergolesi. Ich würde lügen, wenn ich jetzt sagen würde, dass ich vor diesem Konzert irgendetwas mit dem Namen des Letzteren anfangen konnte. Um ehrlich zu sein, kann ich es jetzt immer noch nicht. Alles, was ich über Herrn Pergolesi sagen kann, habe ich mir aus dem Programm und aus dem Wikipedia-Artikel zusammengesammelt. Wer mich noch nicht kennt und mit dieser Art von Musik vertraut ist, wird spätestens jetzt feststellen, dass ich keine Ahnung habe und rein aus meinen Empfindungen bzw. Beobachtungen eines typischen Rockkonzert-Bauerntrampels heraus beschreibe. Wenn der geschätzte Leser damit ein Problem hat, ist das weder mein Problem, noch interessiert mich das.

Doch nun von Anfang an.

Es war eigentlich geplant, dass dieselbe Konstellation des Nancy-Stunts diesmal das Festspielhaus von Baden-Baden unsicher machen würde. Nun verhielt es sich leider so, dass der internationale Bestandteil dieser Gruppierung durch widrige Umstände den Flug Barcelona/Stuttgart verpasst hatte. Alternativrouten wurden erwogen und verworfen – via München, um von dort mit dem Auto nach Baden-Baden zu brettern, … So weit, so kompliziert. Ich fuhr ’gen Stuttgart und sammelte meine Kollegin ein, diese konnte nichts anderes machen, als die unglückliche Seele zu trösten.

Bevor wir jedoch die Anreise endgültig in Angriff nehmen konnten, musste ich beim Kauf eines … äh … Spätzlebrett assistieren. Ich sah mich nun mit zwei Problemen konfrontiert: 1.) Wo bekommt man ein Spätzlebrett her und 2.) Wo parke ich in der Stuttgarter Innenstadt, um eben dieses Spätzlebrett zu besorgen bzw. dabei zu assistieren? Den Ort des Erwerbs zu finden war einfacher als gedacht, aber die Suche nach einem Parkplatz, an einem Freitagnachmittag, gestaltete sich doch schwieriger. Nach einigem Hin und Her in Stuttgarts Straßen fanden wir einen Parkplatz an der altehrwürdigen Hochschule für Technik. Kenner meiner Biografie wissen, dass ich dort drei Semester studiert habe, doch das ist eine komplett andere Geschichte. Während ich und meine Kollegin uns auf den Weg zum Haushaltswarengeschäft machten (Spätzlebrett. Bleibt bei mir!), kam uns die Idee, Herrn Jaroussky eine Kopie des Jeff-Buckley-Meisterwerks „Grace“ als kleines Präsent mitzubringen.

Der aufmerksame Leser ist spätestens zu diesem Zeitpunkt zu Recht verwirrt. Es bedarf hierbei einer Erklärung, oder auch nicht, aber da ich der Autor bin, steht eine andere Option gar nicht zur Debatte.

Also: Letztes Jahr kam es anlässlich eines Benefiz-Konzerts zu Gunsten der französischen SOS-Kinderdörfer zu einer mehr als interessanten Interpretation des Leonard-Cohen-Klassikers „Hallelujah“. Zusammen mit dem Chansonier Emmanuel Moire gelang es Philippe Jaroussky, eine Version dieses Klassikers zu singen, die im positiven Sinne „eigensinnig“ ist. Man erwartet einfach keinen Countertenor in diesem Song. Beim ersten Hören konnte ich nur lachen. Es erschien mir einfach zu abwegig, dass ein Countertenor diesem Song eine zuvor nicht da gewesene, eine fast engelsgleiche Facette verleihen könnte. Leonard Cohen schrieb diesen Song als eine Art Gospel, Jeff Buckley machte daraus eine Ode an den Orgasmus, Philippe Jaroussky machte daraus eine überirdische Hymne. Duett-Partner Emmanuel Moire setzt mit seinem sehr starken französischen Akzent einen erdigen und für meine Ohren lustigen Gegenpol. Man könnte sagen, es handelt sich hierbei um einen Dialog zwischen dem Himmlischen und dem (Französisch-) Irdischen. Meiner Meinung nach ist diese Version unter den Top 3 Interpretationen dieses Liedes – und ich habe schon einige gehört.

Da man nicht davon ausgehen kann, dass ein Interpret von Barock-Opern mit dem Namen Jeff Buckley etwas anfangen kann, kamen meine Kollegin und ich, aber hauptsächlich meine Kollegin, auf die Idee mit der Jeff-Buckley-CD. Eigentlich hatte ich vor, Monsieur Jaroussky diese CD mit den Worten „For practicing, and for reference“ zu übergeben, aber diese Aktion hätte scharfe Sanktionen und andere unschöne Konsequenzen mit sich gebracht, also ließ ich es doch bleiben.

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Die CD ward also gekauft. Nun war es an der Zeit, das Haushaltswarengeschäft (langsam gefällt mir das Wort) aufzusuchen. Man entschied sich übrigens für ein Silit Spätzlesieb mit passendem Schaber. Ich kann dieses Produkt, obwohl ich keinen einzigen Cent von Silit bekomme, nur empfehlen.

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So, mit CD und Spätzlebrett konnte es endlich losgehen. Auf nach Baden-Baden!

Dem Schlachtruf folgte Stau. Sehr viel und sehr lange. Ich hatte damit gerechnet; niemand fährt Freitagnachmittag ungestraft nach Baden-Baden. Am meisten machte mir der Stau zwischen Pforzheim und Karlsruhe zu schaffen. Dort war nicht etwa die mittlerweile legendäre Baustelle an der Verkehrsstockung schuld, nein, sie nahm diesmal eine Statistenrolle ein. Schuld waren … bereit? … Trommelwirbel!

Gaffer.

Ja, Gaffer, die niedrigsten Kreaturen im Straßenverkehr. Ich hätte gerne jedem dieser Vollidioten eine schallende Ohrfeige verpasst. Ich verstehe einfach nicht, dass man mit Schritttempo an einer Unfallstelle vorbeifahren muss. Kann man sich nicht einfach freuen, dass es einen selbst nicht getroffen hat und weiterfahren? Ich könnte mich dermaßen darüber aufregen, dass ich lieber weitererzähle.

In Baden-Baden angekommen, ging es ins Festspielhaus. Ich staunte nicht schlecht, als ich die Malereien an den Wänden und an den Decken sah, denn es handelt sich beim Festspielhaus um den alten Bahnhof von Baden-Baden. Es sind noch einige Hinweise auf die frühere Verwendung dieses Gebäudes zu finden. Wenn man ganz genau hinsieht, kann man über der Kasse das Wort „Fahrkarten“ entziffern, man muss aber ganz genau hinsehen, wenn man es auf den ca. 1 Meter auf 5 Meter großen Schild lesen möchte. Da mir ein gewisses Interesse an Eisenbahn und den dazugehörigen Gebäuden in die Wiege gelegt wurde, fand ich es doch sehr interessant, wie dieser alte Bahnhof umfunktioniert und somit der Nachwelt erhalten wurde. In Stuttgart beispielsweise wissen die meisten Leute gar nicht mehr, wo sich der alte Bahnhof befindet, was für sich genommen doch relativ schade ist. Schweife ich schon wieder ab?

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Wichtig war, dass man sich an diesem Abend in den richtigen ehemaligen Bahnhof verirrt hatte. Da es bis zur Vorstellung noch ein bisschen hin und es draußen doch ein wenig frisch war, bezog man in einer kuscheligen Ecke der Wartehalle Lager.

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Ich beobachtete die Leute, die an mir vorbei gingen und mir fiel auf, dass die meisten von ihnen Klischee-Operngänger waren. Hauptsache einmal im Monat in die Oper gehen und sich dabei für etwas Besseres halten. Ich war gerade dabei, mich wieder einmal maßlos aufzuregen, als meine Begleiterin vorschlug, vor der Vorstellung noch einen Kaffee einzunehmen. Dass ich ein Koffein-Junkie bin, muss ich hoffentlich nicht erwähnen. Beim Betreten des hauseigenen Restaurants konnte ich einen kurzen Blick auf die Karte werfen und was ich dort las, schockierte mich zutiefst. Eine Terrine mit EINER Maultasche (ich setze ein gewisses Grundwissen voraus) kostete stattliche acht (ACHT!) Euro! Ich habe diese Terrine gesehen, die war nicht groß! Als Schwabe blutete mir das Herz und man beschloss kurzfristig, es bei einem Kaffee zu belassen. Nichts ahnend schlürfte ich meinen Kaffee, als meine Kollegin mir plötzlich eine CD schenkte. Dies kam für mich dermaßen unerwartet, dass ich meine Gedanken erst ordnen musste und erst nach mehrmaligem Nachfragen begriff ich, dass es sich um die Benefiz-CD „Tous en cœur“ (inkl. der Jaroussky-Version von Hallelujah) handelte. Ich freute mich sehr über dieses Geschenk, konnte jedoch nur ein dankendes Gestammel von mir geben. Ich bin an dieser Stelle ehrlich: Hätte ich lauter gesprochen, hätte man gemerkt, dass meine Stimme brach und ich gegen das Vergießen einer Träne ankämpfte. Man könnte fast sagen, ich war gerührt.

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Nachdem der Kaffee eingenommen war, ging es zu den Plätzen. Die nicht schlecht waren, was man aber um den Preis erwarten durfte. Ich möchte nicht ins Detail gehen, aber es war teuer. Dann war es endlich so weit, das Konzert fing an.

Ich war positiv überrascht, als ein alter Bekannter die Bühne betrat. Es handelte sich hierbei um Diego Fasolis, seines Zeichens Dirigent der Artaserse-Aufführung in Nancy. Er hatte mich mit seinem dynamischen Stil, der stellenweise an Headbangen erinnerte, vollkommen überzeugt. Zu allem Überfluss ist er dazu noch hervorragend am Orgelpositiv.

Die ersten Stücke an diesem Abend waren rein instrumental, die Sänger hatten also noch Schonfrist. Es handelte sich um die Sinfonia für Streicher und Basso continuo h-Moll „Al Santo Sepolcro“ RV 169, und das Concerto grosso für zwei Violinen, Violoncello, Streicher und Basso continuo d-Moll RV 565, „L’Estro Armonico op. 3 Nr. 11 von Antonio Vivaldi. Ich muss zugeben, ich fühle mich richtig dämlich, während ich diese Zeilen tippe, ich habe nämlich nicht den leisesten Hauch einer Ahnung, was das Ganze heißen soll. Meine Vorbildung in diesem musikalischen Bereich beschränkt sich auf den Musikunterricht in der Schule und der war gelinde gesagt … lückenhaft. Nichtsdestotrotz ist die Information über die gespielten Stücke von äußerst wichtiger Natur, deshalb entnehme ich alle Angaben dem Programm. Die Musik war auf jeden Fall klasse, ernsthaft. Ich kenne zwar die Fachbegriffe nicht, aber die Musik gefiel mir und die Interpretation war für mein Verständnis top. Die Melodien könnten heute in einem anderen Gewand die Charts stürmen, davon bin ich überzeugt und damit meine ich nicht diese Kuschelpop-Version von Adyago, bei der man ganz genau weiß, dass das meiste auf einem Keyboard der Marke Korg oder Yamaha zusammengestückelt wurde. Der einzige Versuch (im weitesten Sinne), Klassik in einem poppigen und zuweilen rockigen Gewand zu kleiden, war von Rondo Veneziano. Ich weiß, ich höre schon beim Schreiben dieser Zeile ein Raunen, aber man muss zugeben, dass die Symbiose: 1.) kommerziell erfolgreich war und 2.) es sich (meistens) nicht um Adaptionen handelte, sondern um Eigenkompositionen. Komplett außen vor ist Rick van Linden (RIP), der mit seiner Band Ekseption versucht hat, klassische Stücke einem jungen Publikum zugänglich zu machen. Seine eigenen Ausflüge in die seriöse Komposition waren durch die Bank weg hörenswert, aber leider nicht erfolgreich. Die Platten ausfindig zu machen ist nicht nur schwierig, ihre Seltenheit macht sie auch kostspielig. Doch zurück zum eigentlichen Thema…

Die „I Barocchisti“ (das Orchester) machten auf jeden Fall eine gute Figur und zeigten ihr Können. Der Applaus war gerechtfertigt. Der Applaus steigerte sich aber noch, als Monsieur Jaroussky die Bühne betrat und seinen Platz einnahm. Spätestens jetzt waren meine geistigen Vergleiche mit einem Rock- oder Popkonzert nicht mehr von der Hand zu weisen. Es lief alles in Allem ein wenig gesitteter ab, aber sonst…

Das dritte Stück an diesem Abend trug den Titel „Nisi Dominus. Psalm 126 für Alt und Streicher RV 608“. Der aufmerksame Leser wird spätestens jetzt bemerkt haben, dass es sich hierbei fast ausschließlich um kirchliche Stücke handelt, aber sehen wir der Tatsache ins Auge: In dieser Zeit hatten die Kirchen die besten Songs, da sie neben Europas Höfen die meiste Kohle besaßen, um die Komponisten zu bezahlen. Hey, auch ein Komponist muss irgendwann etwas essen.

Mit dem Einsatz eines so versierten Sängers wie Philippe Jaroussky nahm das Konzert eine neue Richtung. Als der glasklare Gesang einsetzte, ging er mit dem Orchester eine fast schon übersinnliche Symbiose ein. Der Saal füllte sich mit Musik, es wäre perfekt gewesen, wenn es zwischen den einzelnen Teilen ruhig gewesen wäre. Stattdessen bekam man den Eindruck, dass die Tuberkulose-Station einen Ausflug ins Festspielhaus machte. Es war wirklich nervig, wenn man von einem rachitischen Husten aus den hinteren Rängen aus der musikalischen Watte gerissen wurde. Man muss allerdings lobend anerkennen, dass es während der Darbietung zu keinerlei Hustattacken kam, sondern sich diese nur auf die Pausen zwischen den Stücken beschränkte. Trotzdem nervte es tierisch. Ich bin dafür, dass man bei jeder Vorstellung in der Oper oder eben in einem Festspielhaus eine Tüte mit Hustenbonbons bekommt. Ich bin sicher, wenn man einen anständigen Sponsoring-Vertrag aufsetzt, könnte man da was reißen. Leider ist zu befürchten, dass diese Idee ungehört bleibt.

Nach läppischen 45 Minuten war der erste Teil schon vorbei. Zeit für eine Zigarette! Der Weg nach draußen gestaltete sich jedoch als schwierig. Neben niedlichen älteren Leutchen, die sichtlich Spaß an der ganzen Veranstaltung hatten, gab es noch die Wichtigtuer, die nichts besseres zu tun hatten, als mitten im Weg stehen zu bleiben, um sich mit anderen Wichtigtuern zu unterhalten und um sich mit sündhaft teuren Häppchen vollzustopfen. Plötzlich kam ich mir völlig deplatziert vor. Ich hörte ein paar Gesprächsfetzen und wünschte mir, mit diesen Leuten in einen verbalen Nahkampf zu gehen. Doch das war ihre Umgebung, nicht meine. Ich war der Außenseiter, nicht sie, also ruhig bleiben. Mit ein wenig Glück trifft man ein paar von ihnen nie wieder. Manche werden eventuell dasselbe über mich denken, also zurück zum Thema.

Die Pause reichte für drei Zigaretten, dann erklang das Zeichen für das nahende Ende der Pause. Erleichtert machte ich mich mit meiner Begleiterin auf den Weg zurück zu unseren Plätzen. Das nächste Stück sollte der Hauptteil des Abends werden, Giovanni Battista Pergolesis „Stabat Mater f-Moll für Sopran, Alt, Streicher und Basso continuo“. Nun betrat auch Julia Lezhneva die Bühne und die kommenden 45 Minuten gehörten ihr, Herrn Jaroussky, Herrn Fasolis und den I Barrocchisti. Ich habe selten so ein Stück gehört. Wenn ich etwas von der Materie verstünde, würde ich mich anders ausdrücken, aber so werde ich versuchen, meine Begeisterung für dieses Stück in meinem Vokabular wiederzugeben.

Das Intro erinnerte mich entfernt an die Call-And-Response-Spielchen der Herren Blackmore und Lord. Es war einfach schön anzuhören. Was mir persönlich besonders auffiel, ist, dass alle Künstler im Laufe der Vorstellung lächelten, bis auf zwei Ausnahmen: Frau Lezhneva, die nicht ein einziges Mal ihre Mundwinkel Richtung Ohren zog und einem Violinisten, der die gesamte Zeit ein seliges Grinsen auf den Lippen hatte. Man merkte, dass auch die Damen und Herren auf der Bühne an diesem Abend Spaß hatten – ja, auch Frau Lezhneva konnte man das ansehen.

… und plötzlich war es zu Ende. Mir kamen die 45 Minuten viel zu kurz vor. Es hätte noch mindestens eine Stunde so weitergehen können. So wie es aussah, waren alle Zuschauer der gleichen Meinung. Tosender Applaus und ein paar „Bravo/-a“-Rufe, unter anderem einen direkt in mein linkes Ohr, begleiteten das Ende des Abends. War es wirklich das Ende? Nein! Plötzlich nahmen das Orchester und die Sänger wieder ihre Plätze ein und es wurde wieder still. Diego Fasolis drehte sich zum Publikum und sagte eine Zugabe (!) an. Ich hätte es bis zu diesem Zeitpunkt nicht für möglich gehalten, aber es gab tatsächlich eine Zugabe, so wie bei einem Rockkonzert! Nach dieser Zugabe war der Abend nun endgültig zu Ende. Die Lichter gingen an und das Publikum erhob sich langsam und schob sich zu den Ausgängen.

Nun fing das Warten an. Worauf? Auf die Signierstunde. Ja, es gab tatsächlich auch noch eine Signierstunde mit Dirigent und Sängern. Da die Schlange sich schon zu bilden begann, beschlossen wir noch ein paar Zigaretten zu rauchen. Anscheinend waren wir schneller als gedacht, denn als wir wieder rein gingen, mussten wir feststellen, dass die Schlange noch länger war als zuvor. Um nicht noch weiteren Raum zu verlieren, stellten wir uns also dazu. Während wir warteten, legte ich mir die Sätze zurecht, die ich den Signierenden an den Kopf werfen wollte. Als ich jedoch an der Reihe war, bekam ich bei Diego Fasolis nur ein undefinierbares Gemurmel und bei Julia Lezhneva eine fiepsige Bitte um ein Autogramm raus.

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Bei Philippe Jaroussky musste ich jedoch auch noch die Jeff-Buckley-CD übergeben und eine mehr oder weniger verständliche Erklärung abgeben. Im Bruchteil einer Sekunde verschwand jegliches Vokabular aus meinem Schädel. Zum Glück war Monsieur Jaroussky ein Profi und hatte anscheinend schon ein paar ähnliche Fälle bedient. Charmant wie er ist, machte er es mir möglich, meine Antworten zurechtzulegen. Dass diese in einem deutsch-englisch-französischem Kauderwelsch wiedergegeben wurden, schien ihm nichts auszumachen. Bei der Vorlage der „Tous en cœur”-CD ließ er mich wissen, dass er diese CD zum ersten Mal unterschrieb. Man plauderte sogar ein bisschen über den Song „Hallelujah“ und die verschiedenen Versionen. Alles in Allem kann man sagen, dass Philippe Jaroussky ein sehr netter Zeitgenosse mit sehr weichen Händen ist. Meiner Kollegin sprach er sogar eine Nachricht für die vom Pech verfolgte vorhin erwähnte Biri ein und schlug auch die Bitte um ein Foto mit mir und meiner Begleitung nicht aus.

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Mit allen befriedigten Fan-Allüren fuhren wir zurück. Da wir bis dahin noch nichts gegessen hatten, führte der Heimweg aber zuerst über eine Tankstelle, bei der wir uns mit koffeinhaltigen Getränken und Backwaren eindeckten. Wir waren noch nicht ganz auf der Autobahn und schon wurde die persönliche Nachricht von Herrn Jaroussky per WhatsApp an die Daheimgebliebene gesendet. Der Reaktion meiner Beifahrerin nach hat sie sich sehr darüber gefreut, was wiederum uns freute. Übermüdet, aber glücklich lieferte ich meine Kollegin vor ihrer Haustüre ab und zwanzig Minuten später war auch ich zu Hause und konnte nach einem 21-Stunden-Tag vom Fahrersitz in mein Bett plumpsen. Wenn Herr Fasolis und Herr Jaroussky denken, sie haben mich von der Backe, dann haben sie sich geirrt, soviel sei gesagt. 

mralchemize

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